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02.07.2021

Superbücherhelden werden in Kleinstädten geboren

Der Superbücherheld mit neuem Logo

Buchhändler Alexander Bücken hat als „Superbücherheld“ bundesweite Bekanntheit erreicht. In der Corona-Krise ist er mit einem Karnevalskostüm und abgewandeltem Superman-Logo zum Helden vor Ort geworden, hat seinen Laden gerettet und musste dann aus Urheberrechtsgründen eine Unterlassungserklärung unterschreiben. Doch seine Spontanidee zum „Superbücherhelden“ ist uns eine Leuchtturmgeschichte wert. Denn wir haben uns gefragt, was hat die Aktion mit seiner Buchhandlung gemacht und wie geht es weiter?

Der Held, der aus der Kleinstadt kam

Es ist ja oft so. Helden und Heldinnen werden selten in coolen und hippen Städten geboren. Sie kommen oft aus kleinen, bieder wirkenden Städtchen der Provinz, aus denen sie gerade ausbrechen wollen. Und meist sind sie auch nicht sofort Helden, sondern fallen erst einmal auf die Nase. Overath bei Köln ist ein solches Städtchen und Bücken wurde auch nicht sofort zum „Superbücherhelden“, der dann durch die Studios gereicht wurde.

Beschaulich in einem Tal des Bergischen Lands östlich der Großstadt Köln liegt Overath mit seinen knapp 30.000 Einwohnern. Dadurch fließt das Flüsschen der Agger und führt eine große Straße. In der Hauptstraße, mit ihren zahlreichen Läden ist die Ladendichte noch weitgehend in Ordnung. An der Hausnummer 57a findet sich seit 1993 auch die Buchhandlung Bücken.

Wenn man den Mann aus dem Bücherhelden-Kostüm, in dem man das Gesicht sonst nicht sehen kann, in seinem Laden besucht, trifft man nicht auf einen Comic-Nerd, der in einer anderen Welt lebt. Alexander Bücken tritt einem als ein freundlich interessierter Mann Anfang 50 gegenüber, der mit beiden Beinen fest im buchhändlerischen Leben steht und einfach nur viel Humor hat.

Kurz nach Übernahme kam die Überflutung

2010 hat er den Laden ganz von seinen Eltern übernommen. Seitdem führt er solide fort, was diese 1974 begonnen hatten: die Kleinstadt mit Büchern zu versorgen. Doch schon sein Start in die Selbständigkeit begann mit einem kräftigem, wenn auch gut überwundenem, Stolperer.

Seine erste Tat als frisch gebackener Eigentümer war, die 170 Quadratmeter große Verkaufsfläche neu einzurichten und neue Regale aus hellem Vollholz einzuziehen. Kaum waren diese fertig, ging wie dieser Tage ein Starkregen herunter und überflutete seine Buchhandlung. „Unsere Buchhandlung liegt am tiefsten Punkt der Einkaufsstraße, hier hat sich das ganze Wasser gesammelt“, erzählt er, „wir sind wir regelrecht abgesoffen.“ Bilder davon hängen heute noch an der Wand seines Büros.

Doch wer solide arbeitet, hat das Glück auf seiner Seite. Weil die Regale aus Vollholz waren, mussten sie einfach nur abgeschliffen und neu lackiert werden. Danach waren sie wieder einsatzbereit und tun ihren Dienst bis heute. Nur den Boden musste er ersetzen lassen. Das Trocknen hat allerdings sechs Wochen gedauert.

Vor dem Superbücherhelden kam der Lernprozess

Auch die jüngste Aktion zum „Superbücherhelden“ begann mit einem Fehlstart – oder vielleicht besser mit einem Lernprozess. Im ersten Lockdown drehte er - mit seinen verbliebenen Mitarbeiterinnen, die restlichen hatte er in Kurzarbeit geschickt - ein erstes Video, noch ohne Kostüm.

Darin rief er seine Kundinnen und Kunden zur Solidarität mit seiner Buchhandlung auf. „Als wir uns das hinterher angeschaut haben, kam das so weinerlich rüber, das haben wir gleich in die Tonne getreten“, erzählt Bücken. „Uns war klar, das sind wir nicht und so wollen wir auch nicht sein.“

Doch was ist das Gegenteil von weinerlich? Überspitzt ist das der Held. Da fiel Bücken das alte Kostüm aus dem Karneval ein, das bei ihm noch irgendwo auf dem Dachboden lag. Bücken gebar die Idee zum „Superbücherhelden“ und stellte sich damit vor die Kamera. Auch hier brauchte es beim Video-Dreh erst ein paar Anläufe, bis die Länge, Vorspann und der Biss stimmten. Dabei halfen ihm Kinder, denen er die Versuche zeigte.

Schließlich ließ er sich noch ein Motto einfallen, das schließlich „Bücken bringt’s“ lautete und sich schön stabreimte. So lieferte er seine Bücher aus. Und nach den ersten Social-Media-Posts nahm die Geschichte ihren Lauf.

„Wir hatten unglaubliche Zugriffsraten, und wir haben die mit immer neuen Videos befeuert“, so Bücken. Zunächst seien seine Kundinnen und Kunden etwas irritiert gewesen, doch dann hätten sie den Humor verstanden. „Viele, wie auch wir, waren verunsichert und mit der Aktion haben sie sich dann wieder auf das Buch besonnen und sich getraut.“

Die Folge war, dass er alle seine Mitarbeiterinnen wieder in den Laden geholt hat. Denn die Umsätze gingen durch die Decke, so dass er ein Jahr später, auf Grund der hohen Vorlage in diesem April 15 Prozent Minus hatte, als viele andere Buchhandlungen ihre ersten Pluszeichen schrieben.

Die Aktion nahm zunächst mediale Fahrt auf. Nachdem die ersten Zeitungen darüber berichtet hatten, wurde Bücken auch in den bundesweiten Medien herumgereicht. Es ging auch darum, ein positives Signal zu setzen, der allgemeinen Verunsicherung mit einer Portion Humor zu begegnen und zu zeigen, das Leben geht weiter.
Mit der Idee kam ein neues Marketing - und ein Kundenmagazin im Comic-Stil
Doch damit hatte Bücken seiner Buchhandlung auch als Marke einen neuen Spin gegeben. „Ich bin fasziniert, dass die Figur auch nach der Wiedereröffnung weiterhin Bestand hat“, sagt er. Der gelernte Betriebswirt hatte früh erkannt, dass sich daraus eine Marketing-Kampagne machen lässt.

Dazu hat er Merchandising-Artikel wie Tassen und Lesezeichen mit dem Superbücherhelden produzieren und ein Foto mit dem Superbücherhelden als großes Wandposter ausdrucken lassen. Es hängt heute noch im Laden. Nur das abgewandelte Superman-Logo ist jetzt abgedeckt.

Bücken hat sogar ein Kundenmagazin ganz im Comic-Stil gestaltet. „Ich hätte es auch nicht gedacht, aber das geht mit ganz einfachen Mitteln im Internet“, erzählt er. Auf bestimmten Plattformen kann man Fotos für Social-Media-Aktivitäten in Comic-Bilder umwandeln lassen. „Das haben wir halt mit vielen Fotos gemacht, diese heruntergeladen und daraus das Kundenmagazin gebaut“, erzählt Bücken.

Dann kam der Brief der Anwälte
Doch auch mit diesem Marketing musste er einen neuen Anlauf nehmen. Denn natürlich kam für Bücken die Frage auf, ob die Nutzung des Superman-Logos überhaupt urheberrechtskonform war. Und so kam er auf die Idee, sich den „Superbücherhelden“ als Wort-Bild-Marke beim Patentamt schützen zu lassen. Er hoffte dabei vor allem auf einen Hinweis, ob das zu nah an bestehenden Produkten war.

Doch das Amt prüft solche Dinge nicht, hat er dabei gelernt, sondern stellt dies nur ein. Das bekamen die Münchener Rechtsanwälte von DC Comics, die die Rechte der amerikanischen Mutterfirma am Superman-Logo in Deutschland vertreten, auf den Tisch. Und auf Bückens Tisch landete eine Unterlassungsaufforderung.
Bücken ist noch immer voll des Lobes über den gelassenen Umgang der Anwälte damit. Die Strafandrohung war zwar hoch, aber es lag keine Rechnung für das Schreiben bei. Es gab auch keine Beanstandung an der Figur. Aber Bücken musste nun dafür sorgen, dass alle Bilder mit dem abgewandeltem Superman-Logo im Internet und auch die Merchandising-Artikel verschwanden.
„Damit habe ich dann eine ganze Woche zugebracht“, erzählt Bücken. Dazu musste er auch die Medienanstalten anschreiben. Und es wird ihn noch weiter beschäftigen, denn die Kontaktaufnahme zu den großen Plattformen Google, Facebook & Co. ist mühsam und es dauert lange, bis sich jemand um seinen Fall kümmert. Denn das Netz vergisst schlecht.

Der Mut kam zurück
Doch er ließ sich nicht entmutigen. Er baute sich ein eigenes Logo. Jetzt ist SBH (=Superbücherheld) auf dem Hintergrund eines aufgeklappten Buches zu lesen, dazu verwendete er etwas andere Farben. Bücken hat sich damit fotografiert und sandte das neue Outlook an die Anwälte. Diese schrieben ihm freundlich zurück, dass sie nichts einzuwenden hätten, und nun hat er seine Sicherheit.

Und auch die neuen Comics als Kundenmagazine kommen bei den Kundinnen und Kunden gut an. Auch die Verlage finden das gut: Diogenes und S. Fischer haben sofort Empfehlungen mit Freiexemplaren in großzügiger Stückzahl honoriert, berichtet Bücken.

Dass das neue Comic-Image seiner Marke als solide Buchhandlung für die Grundversorgung einer Kleinstadt mit einem Kundenstamm von 50 plus geschadet hätte, kann Bücken nicht sehen. Dafür ist der Laden auch schon zu alteingesessen. Bis auf das große Poster hat Bücken nichts am Laden verändert. Dafür kommt er bei den Kindern in den Kindergärten gut an, wenn er mit seinem Kostüm auftritt und über Bücher erzählt.

„Ein Junge hat mich gefragt, ob er mich mit nach Hause nehmen darf“, berichtet Bücken. Da habe es schon Situationen gegeben, bei denen einem die Tränen kommen können. Vor allem die Jungs kann er damit ansprechen und für das Medium Buch interessieren, so Bücken. Er überlegt jetzt an weiteren Ideen, wie auf diese Weise mehr in der Leseförderung machen kann.

Mit Corona bewertet er vieles neu
Corona hat damit das Leben des Buchhändlers in Overath ganz schön verändert. Das gilt auch für seinen kleinen Verlag (Bücken Sulzer), den er noch nebenbei betreibt. Darin verlegte er viele Regionalia und Wanderkarten aus dem und über das Bergische Land. „Vor allem die Freizeittitel haben einen unheimlichen Schub gemacht“, sagt Bücken.
„Wir nehmen Corona zum Anlass auch einiges zu überdenken“, so Bücken, der immer schon aktiv in seiner Stadt war. So kann er auf zahlreiche Großveranstaltungen zurückblicken, mit denen er die Schulaula gefüllt hat.
Das kommt erst einmal nicht wieder, ist er überzeugt. Nicht nur wegen des Virus. Es klingt so, als ob er daran zweifelt, das auch zu wollen. „Corona ist ein prima Grund, um vielleicht einiges aufzugeben und neues auszuprobieren“, sagt er.
Als Superbücherheld hat er Overath zu bundesweiter Bekanntheit gebracht. Doch damit das Leben weitergeht, werden Superbücherhelden auch und gerade in Kleinstädten gebraucht – wie zum Beispiel in Overath.



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